Zwergenwuchs ist ein Oberbegriff für zwei unterschiedliche Gendefekte der Shetlandrassen und Miniature Horses. Man unterscheidet den Skelettatavismus, kurz SA, und den Zwergwuchs ACAN. Beiden Erkrankungen ist gemeinsam, das die Ponys sehr klein sind und oft an Deformationen leiden.
Skelettatavismus
Beim Skelettatavismus handelt es sich um einen erblichen Defekt in der Knochenentwicklung. Elle und Wadenbein verwachsen nicht mit Speiche und Schienbein. Dadurch sind die Beine der Ponys stark deformiert und sehr kurz, die Gliedmaßen sind teils stark verstellt und es kommt zu Störungn im Bewegungsablauf. Das Pony erscheint im Seitenbild rechteckig und wirkt vom Aussehen ähnlich wie ein Dackel. Das Laufen fällt diesen Ponys schwer, und die Stellung der Gliedmaßen verschlechtert sich oft mit zunehmendem Alter.
Für den Skelettatavismus konnte man zwei unterschiedliche Defekte finden, bezeichnet als Del1 und Del2. Del steht dabei für „Deletionen“, denn Forscher haben herausgefunden, das bei erkrankten Ponys Gensequenzen fehlen, also gelöscht wurden (delete engl. für Löschen).
Wichtig zu wissen ist aber, das sogenannte Träger, also Ponys, die das Gen nur von einem Elternteil erhalten haben, absolut gesund sind. Bei ihnen treten keine Veränderungen auf. Erst wenn vom Anpaarungspartner ein zweites „krankes“ Gen hinzu kommt, sind die Nachkommen sichtbar verändert. Um ein krankes Fohlen sicher auszuschließen, kann man heute über eine Haar- oder Blutprobe per Gentest schnell und einfach feststellen, ob ein Pony den Defekt vererben kann oder nicht.
Als Testergebnis kann stehen:
N/N genetisch normal und klinisch gesund
N/del1 Träger von Skelettatavismus und klinisch gesund
N/del2 Träger von Skelettatavismus und klinisch gesund
del1/del1 betroffenes Tier
del2/del2 betroffenes Tier
del1/del2 betroffenes Tier
Laut Labogen schätzt man, das rund 12% der Shetlandponys Träger dieses Gendefektes sind.

Bueno von den Frechdachsen, N/del1 über die Mutter
ACAN-Zwergwuchs
Bei diesem Gendefekt treten oft sehr unproportionale Ponys auf. Die Köpfe sind manchmal sehr groß gegenüber dem restlichen Körper, Hals und/oder Brustkorb sowie die Beine sehr kurz. Es treten Gaumenspalten auf und dadurch Atemprobleme.
Krankheitsauslösend ist eine von vier Varianten des ACAN-Gens D, bezeichnet als D1, D2, D3* und D4. Auch hier sind Trägertiere klinisch gesund, ein Gentest ist über Haare oder Blut möglich. Laut meiner Recherchen wurde ACAN angeblich bislang nicht beim Original Shetland nachgewiesen, sondern nur beim Partbred und beim American Miniature Horse. 100% sicher ist man mit Test.
Als Testergebnis kann stehen:
N/N genetisch normal und klinisch gesund
N/D1 Träger von Zwergwuchs und klinisch gesund
N/D2 Träger von Zwergwuchs und klinisch gesund
N/D3* Träger von Zwergwuchs und klinisch gesund
N/D4 Träger von Zwergwuchs und klinisch gesund
D2/D2 betroffenes Tier
D2/D3* betroffenes Tier
D2/D4 betroffenes Tier
D3*/D3* betroffenes Tier
D3*/D4 betroffenes Tier
D4/D4 betroffenes Tier
Eine Ausnahme bilden hier Kombinationen der Variante D1 mit einer der anderen Varianten. Tiere mit diesen Genkombinationen kommen nicht lebend zur Welt.
D1/D1 betroffen, Abort
D1/D2 betroffen, Abort
D1/D3* betroffen, Abort
D1/D4 betroffen, Abort
Zuchteinsatz und Vererbung
Es sollte für jeden Züchter selbstverständlich sein, das Doppelgenträger, also erkrankte Tiere, nicht in die Zucht gehören.
Bei den Trägertieren scheiden sich die Geister. Träger sind klinisch gesund, grundsätzlich spricht also nichts gegen einen Zuchteinsatz. Allerdings sollte in diesem Fall der Partner zwingend getestet und frei sein von einer der defekten Varianten. Ebenso sollte man berücksichtigen, das Hengste in ihrem Leben doch einige Nachkommen mehr zeugen können als Stuten, man also mit dem Einsatz eines Trägers auch mit höherer Wahrscheinlichkeit wieder Träger produziert.
Verpaart man einen Träger an ein frei getestetes Tier, so wird der Nachkomme zu 50% ebenfalls Träger und zu 50% Nichtträger, ist aber in jedem Falle gesund.
Zwei Träger untereinander zeugen mit 25% Wahrscheinlichkeit ein betroffenes Tier, zu 50% einen Träger und nur zu 25% ein freies Tier. Man sollte also davon Abstand nehmen, solche Anpaarungen bewusst vorzunehmen.
Betroffene Tiere zeugen mit Nichtträgern zu 100% Träger, mit Trägertieren zu 50% erkrankte Nachkommen und zu 50% Träger.
Ein Pony kann gleichzeitig Träger von SA und ACAN sein, ist dann aber wie jeder Träger klinisch gesund. Aber natürlich erhöht sich die Gefahr, einen Träger zu erhalten in der Nachzucht, denn es sind dann möglich
N/N
N/SA und N/N
N/ACAN und N/N
N/SA und N/ACAN
Man erhält in diesem Fall also nur zu 25% ein komplett freies Tier.
Fazit
Zwergenwuchs rückt gerade zum Glück etwas mehr in das Bewusstsein der Züchter. Um aber auch den vielen Hobbyhaltern Infos an die Hand zu geben ist diese Seite entstanden. Ein Trägertier ist vollkommen gesund und kann problemlos seine Bestimmung als Kinderpony oder vor dem Wagen finden, ist aber in der Zucht nicht unbedingt gut aufgehoben. Wer sich dennoch für die Zucht mit Trägern entscheidet trägt besonders viel Verantwortung.
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